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Eisenkraut, Friedensstifter und Heilsbringer

 

Namensvielfalt des Eisenkraut

Traditionelle Verwendung von Eisenkraut

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Starke Heilpflanze, starke Magie, viel Aberglaube

Eisenkraut in heutiger Zeit

Was hat die Wissenschaft über Eisenkraut herausgefunden

Wissenschaftliche Veröffentlichungen zur medizinischen Wirksamkeit von Eisenkraut

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Eisenkraut im Brauchtum

Zu den wohl sagenumwobensten Kräutern gehört Verbena officinalis, das echte Eisenkraut. Schon seit der Antike finden sich Belege für seine vielseitige Nutzung. Man kannte dessen wohltuenden Wirkungen in Ägypten ebenso, wie in Gallien. Wann die Heilpflanze nach Mitteleuropa gelangte, steht nicht fest, jedoch soll sie schon bei den alten Germanen und Kelten bekannt gewesen sein. Im Aberglauben hat sie von jeher eine große Rolle gespielt.

Einige Altertumsforscher kamen zu dem Schluss, dass die magischen Anwendungen des Eisenkrautes in erster Linie aus antiken Quellen schöpften. Bedenkt man jedoch, welch regen kulturellen Austausch es bereits im Neolithikum in alle Richtungen der Welt gab, so könnte diese These einmal überdacht werden.

Namensvielfalt des Eisenkraut

Neben der heute gebräuchlichen Bezeichnung Eisenkraut, nannte man die verehrte Pflanze Taubenkraut, Wunschkraut, Eisenhart, Eiserich, Blutkraut, Katzenblutkraut, Traumkraut, Isenhart oder Sagenkraut. Auch Verbena ist gebräuchlich. Im alten Ägypten kannte man die Pflanze als Tränen der Isis.

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Einige der Trivialnamen sind irreführend, da sie auch für andere Kräuter in Betracht kommen. Vor allem die Bezeichnung Verbena führt immer wieder zu Verwechselungen mit der wunderbar duftenden Zitronen-Verbene, die ursprünglich aus der neuen Welt stammt.

Traditionelle Verwendung von Eisenkraut

 

Das enorme Potential der unscheinbaren Pflanze erkannten unsere Ahnen schon in grauer Vorzeit. Vor allem Dank antiker Autoren verbreitete sich das Wissen um ihre heilsamen Kräfte im gesamten Abendland.

Bereits Dioskurides nennt verschiedene Anwendungen. So führte er an, dass eine Auflage mit Essig roseartige Entzündungen heilt. Eisenkraut zu einem Zäpfchen mit Schweinefett geformt, galt ihm als Mittel gegen die Schmerzen der Gebärmutter. Das Kraut heilte faulige Geschwüre und mit Honig vermischt, verschloss es die Wunden.

Auch, dass es anziehend auf Tauben wirke, ist Dioskurides eine Erwähnung wert.

Hippokrates empfahl Eisenkraut gegen Unfruchtbarkeit. Flavianus aus Kreta gebrauchte es gegen Schwindsucht.

Seit wann Eisenkraut  bei uns als Medizin in Gebrauch ist, kann nur vermutet werden. Doch schon im Lorscher Arzneibuch, unserem ältesten Werk klösterlicher Heilkunst finden sich einige Rezepte.

Hildegard von Bingen führt Eisenkraut unter anderem als Mittel bei schlecht heilenden Wunden und gegen Halsentzündungen auf.

Traditionell wurde Eisenkraut auch zur Behandlung von Unfruchtbarkeit, Nieren- und Blasensteinen sowie bei Gallenbeschwerden eingesetzt.

 

Starke Heilpflanze, starke Magie, viel Aberglauben

 

Ebenso wie das Johanniskraut gehört Eisenkraut zu den Sonnwendkräutern. Keltische Druiden sollen es als Ritualpflanze geschätzt haben und reinigten ihre Opferstätten mit der magischen Pflanze.

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Die Druiden nutzten Eisenkraut zum Wahrsagen, ist bei Plinius zu lesen. Daraus hergestellte Salben sollen alle Krankheit vertreiben und dafür sorgen, dass man alles bekommt was man will. Tatsachlich hegte er wohl Zweifel an mancher Anwendung und meinte, dass die Magier jede Menge Unsinn damit treiben.

Eisenkraut galt besonders im Mittelalter als starkes Zauberkraut. Den frommen Klosterbrüdern ging dies zu weit. Zwar schätzten sie die umfangreichen Heil-Anwendungen des Eisenkrautes und übernahmen sie in ihre Werke. Doch nicht, ohne Zweifel an der magischen Wirkung zu äußern. So urteilt man im Macer Floridus über die Aufzeichnungen von Plinius etwa:

"Uns scheinen Darstellungen dieser Art, obgleich die mächtige Natur, wenn sie es will, auch solcherlei gewähren kann, nur leere Sprüche und Altweibergeschichten zu sein, und diesen Standpunkt haben wir gewiss mit Recht"

Dem Volksglauben konnten diese weisen Worte nichts anhaben.

Mit seinen magischen Kräften vertrieb Eisenkraut weiterhin böse Geister aus Haus und Stall. Üblicherweise wurde es verräuchert. Sogar vor Blitzschlag galt sein Rauch als wirksamer Schutz. Praktischerweise vertrieb man mit diesem Ritual ganz "reale" kleine Poltergeister, etwa Wiesel, aus dem Haus.

Auch in christliche Bräuche nahm man das Eisenkraut auf. Mancherorts kam die heilkräftige Pflanze in den Kräuterbuschen, der an Maria Himmelfahrt gebunden wurde. Im Elsass gehörte Verbena zu den 9 wichtigsten Kräutern, die an Maria Himmelfahrt geweiht wurden.

Als besonders heilkräftig galt Eisenkraut, welches am Johannistag gesammelt wurde.

Zauber der Diplomatie

Im alten Rom bediente man sich der Zauberpflanze gern bei diplomatischen Missionen. So stand Eisenkraut in dem Ruf, Frieden stiften zu können und seinem Träger Glück zu bringen.

Eisen-Magie

Mittelalterliche Ritter trugen ein Amulett mit Eisenkraut bei sich. Es sollte sie vor Hieb und Stichverletzungen schützen. Ein recht sinnvoller Brauch, da sie ihre Wundarznei so stets bei sich hatten.

Waffenschmiede gaben Eisenkraut in das Löschwasser um Metalle besser zu härten. Dieser Brauch ist so stark verwurzelt, dass noch heute gelegentlich Hufschmiede in Frankreich einige Zweige des Krauts dem Löschwasser beigeben.

Eisenkraut für Liebe und Orakel

Eisenkraut genoss einen guten Ruf als Liebesmittel. Es hieß, wer es bei sich trägt, den macht es zum Beischlaf tüchtig.

Für einen Liebeszauber mussten etwa 7 Stängel Eisenkraut gepflückt werden. Diese wurden mit 7 Fäden aus der Kleidung der Angebeteten zusammengebunden und unter ihr Kopfkissen gelegt. So präpariert würde sie der Liebe nicht widerstehen können.

Als Orakelpflanze sollte Eisenkraut zeigen können, ob jemand genesen würde oder sterben.

 

Eisenkraut in heutiger Zeit

 

Die Volksmedizin nutzt das Heilkraut bei Verdauungsstörungen, rheumatischen Erkrankungen, bei Beschwerden im Klimakterium, unregelmäßiger Periode und als Mittel zur Förderung der Milchsekretion. Äußerlich findet es Anwendung bei schlecht heilenden Wunden, Geschwüren und Brandwunden.

Noch heute bereitet man traditionell einen Wein aus Eisenkraut, der als vielseitiges Stärkungsmittel geschätzt wird. Der Ansatz ist denkbar einfach.

Dazu mischt man 1 Flasche guten Weißwein mit 4 EL getrocknetem Eisenkraut. Die Mischung lässt man etwa 2 Wochen ziehen. Anschließend filtert man den Wein ab und kann ihn verwenden.

Verschiedene Patente zu medizinischen Reinigungsprodukten und Desinfektionsmitteln bestätigen die einstige Bedeutung von Eisenkraut als Wundmittel.

In der Kosmetik helfen Extrakte von Eisenkraut bei der Hautpflege von Akne und unreiner Haut. Wegen seiner regenerierenden Eigenschaften mischt man sie gern Pflegeprodukten zur Stärkung des Bindegewebes bei. Sogar Shampoos und Haarkuren mit Eisenkraut werden angeboten.

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Kommt ätherisches Eisenkrautöl zum Einsatz, stammt dieses in der Regel nicht vom echten Eisenkraut, sondern von der duftenden Zitronen-Verbene, Aloysia citrodora.

Das sagt die Wissenschaft über Verbena officinalis

 

Mit der Entzauberung der Welt durch die Wissenschaft verlor das Eisenkraut an Bedeutung. Ob dies seiner besonders engen Verquickung von Aberglaube und Heilwirkung geschuldet war? Lange Zeit galt es als völlig wirkungslos.

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n den 80iger Jahren des 20. Jahrhunderts begann man schließlich, den Wahrheitsgehalt hinter dem Hokuspokus zu suchen, mit beachtlichen Ergebnissen. Man entdeckte seine positiven Wirkungen bei Erkrankungen der oberen Atemwege. Für die wissenschaftlich bestätigte sekretolytische Eigenschaft des Eisenkrauts ist vor allem das Verbenalin verantwortlich. Der Wirkstoff hilft bei akuten und chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen sowie der Atemwege.

Aktuelle Ergebnisse weisen darauf hin, dass Verbena officinalis antikonvulsive, anxiolytische und sedative Aktivitäten besitzt, was einen wissenschaftlichen Hintergrund für ihre medizinische Anwendung bei verschiedenen neurologischen Leiden, wie Epilepsie, Angstzuständen und Schlaflosigkeit, liefert.

 

Wissenschaftliche Veröffentlichungen zur medizinischen Wirksamkeit von Eisenkraut

 

Entzündungshemmende Wirkung des Blattextraktes von Verbena officinalis L.:

Anti-inflammatory activity of leaf extract of Verbena officinalis L.
Calvo MI, Vilalta N, San Julián A, Fernández M.

 

Studie zur in-vivo Antitumoraktivität von Verbena officinalis Extrakt:

Study on in-vivo anti-tumor activity of Verbena officinalis extract.
Kou WZ, Yang J, Yang QH, Wang Y, Wang ZF, Xu SL, Liu J.

 

Antikonvulsive, anxiolytische und sedative Aktivitäten von Verbena officinalis:

Anticonvulsant, Anxiolytic, and Sedative Activities of Verbena officinalis.
Khan AW, Khan AU, Ahmed T.

Bildnachweis

Bildquelle: Wikipedia

 

 

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