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Kirschen und Kirschbaum im BrauchtumKirschen, die beliebte Sommerfrucht Kirschen, Nahrung unserer Vorfahren Traditionelle Nutzung als Heilmittel
Kirschen, süß und sauer eine gesunde LeckereiZu den beliebtesten Früchten unserer Breiten zählen zweifelsohne die Kirschen. Rot und lecker leuchten sie uns im Frühsommer entgegen. Auch Vögel sind wahre Kirschen-Liebhaber, sehr zum Leidwesen der Baum-Besitzer. Die Vorliebe vieler Vögel für die leckere Steinfrucht verhalf ihr zu dem Namen Vogel-Kirsche (Prunus avium) . Heute kennt man sie eher unter dem Namen Süßkirsche. Doch auch die Sauerkirschen werden gelegentlich von Vögeln genascht. Regional tragen sie noch den Namen Weichsel oder Weichselkirschen (Prunus cerasus). Kornelkirschen hingegegen gehören nicht zur Gattung "Prunus"
Kirschen sind beliebt seit alter ZeitSchon unsere steinzeitlichen Vorfahren fanden gefallen and den leckeren Früchten des Kirschbaums. Das belegen entsprechende archäologische Funde. Die Jäger und Sammler kannten ihren Lebensraum bestens. Wie schmackhaft Kirschen sind, entging ihnen natürlich nicht. Ein beliebtes mittelalterliches Gericht war etwa das Konkavelite. Im "Buoch von guoter Spise" ist das Rezept überliefert. Der Originaltext lautet: "Zu einer schüzzeln ze machen. man sol nemen ein phunt mandels. und sol mit wine die milich verstozzen. und kirsen ein phunt. und slahe sie durch ein sip. und tu die kirsen in die milich. und nim eine vierdung rises, den sol man stozzen zu mele. und tu daz in die milich. und nim denne ein rein smaltz. oder spec. unde smeltze daz in einer phannen. und tu dar zu ein halbe mark wizzes zuckers. und versaltz niht, und gibz hin." Wer das leckere Konkavelite nachkochen möchte, benötigt diese Zutaten: 500 g gehackte Mandeln Mandeln mit Wein zu Mandelmilch zerstoßen oder pürieren. Die Kirschen durch ein Sieb passieren und in die Mandelmilch geben. Mandelmilch mit dem Reismehl andicken und mit dem Zucker süßen. Als nächstes zerlasse man reines Schmalz in einer Pfanne und gebe den weißen Zucker hinzu. Mit einer Prise Salz abschmecken, fertig. Werbung
Kirschen als Gesundheitsmittel mit langer TraditionUnseren Vorfahren galten Kirschen als äußerst gesund. Genutzt wurden Früchte, ihre Kerne, Blätter und Stiele. Bei den vielen gesundheitlichen Wirkungen wundert es nicht, dass diesem Baum Magisches zugetraut wurde. Sauerkirschen bei FieberSauren Kirschen sprach man dabei die stärkere Heilwirkung zu. So halfen sie schon in alter Zeit Verdauungsstörungen zu beseitigen. Sie sollten innere Hitze kühlen können, zusammenziehend und stopfend wirken und die Galle beruhigen. Sauerkirschwasser galt als Fieber senkend. Mit den Steinen destilliert, nutzte man es gegen Nierengries, ebenso wie die pulverisierten Kirschsteine. Mit dem Öl der Kirschkerne rieb man die Lendengegend ein um dortige Schmerzen zu vertreiben. Auch galt Kirschkern-Öl als Mittel gegen unreine Haut. Ein Wasser aus SüßkirschenAus den schwarzen Kirschen destillierte man ein Wasser, welchem man eine heilende Wirkung gegen Schlaganfall und den damit einhergehenden Beschwerden, wie Lähmung der Glieder und Sprachausfall zusprach. Auch gegen Gicht sollte dieses Wasser hilfreich sein. Wasser aus Süßkirschen samt Kernen destilliert galt als herzstärkend. Die Blätter beider Kirsch-Arten in Milch gekocht nahm man gegen Leberbeschwerden. Kirschen im BrauchtumDie lange Nutzung de Kirschbaumes durch die Menschen und ihre Beliebtheit schlug sich erwartungsgemäß im Brauchtum nieder. Die roten Früchte galten als Symbol für Liebe und Leidenschaft. Die Kirche hatte daher nicht viel Gutes zu berichten. Für sie war die Kirsche eine sündige Frucht. In einer Sage zur Entstehung der Kirschfliege hieß es, dass die Mutter Maria Christus eine Schüssel Kirschen bringen wollte. Sie schüttelte den Baum, doch keine Kirsche fiel herab, denn sie waren dem Satan geweiht. Daher verfluchte Maria die Kirschen, die sich daraufhin in kleine Fliegen verwandelten. Diese Fliegen haben noch heute Sehnsucht nach ihren Schwestern am Kirschbaum. Sie fliegen zu ihnen, küssen sie und legen ihre Eier dort ab. Vom Kirschbaum hieß es, dass sich dort bei Vollmond Geister und Elfen tummeln. Sie zu beobachten, galt als unheilbringend. Doch auch Gutes findet sich in den Überlieferungen: In Tirol meinte man, die Mutter Gottes sitze gelegentlich in einem Kirschbaum. So geehrt, verwandeln sich die Kirschen und ihre Kerne in pures Gold. Werbung Bräuche um den KirschbaumMan schüttete etwa das erste Badewasser eines Säuglings an einem Kirschbaum aus, damit das Kind schön werde. Um das Vieh vor dem rotem Wasser (Krankheit) zu bewahren, erfolgte der erste Austrieb mancherorts im Frühjahr mit einem Kirschzweig, den man dann zum Schutz im Stall anbrachte. Blühende Kirschzweige legte man unter das Getreide, um Mäuse zu vertreiben. Am 1. Mai steckte man unsittlichen Mädchen einen Kirschzweig ans Fenster. In der Region um Zug, in der Schweiz hat sich ein besonders reiches Brauchtum um die Kirsche entwickelt. Die «Zuger Chriesimärt» (Zuger Kirschenmarkt) die «Zuger Chriesigloggä» markierten wichtige Termine des Jahres. In der Folge entstanden spezielle Produkte, etwa der «Zuger Kirsch», ein beliebter Obstbrand, der auch überregional bekannt wurde. Inzwischen gibt es auch eine Kirsch-Wurst und ein Kirsch-Bier, das Zuger Chriesibier. Kirschbaum als Orakel-PflanzeEinst hieß es: Es bedeute Krieg, wenn der Kirschbaum im Jahr zweimal blüht. Auch Blüten und Kirschen am gleichen Baum verhießen nichts Gutes. Ihr Erscheinen kündigte Tod oder Unheil an. Der Barbara-Zweig:Am 4 Dezember, dem Barbaratag wird ein Kirschzweig abgeschnitten und in eine Vase gestellt. Blüht der Zweig an heilig Abend, bringt es Glück fürs kommende Jahr: Für ledige Mädchen, die baldige Heirat, dem Landwirt üppige Ernte. Blühen die Zweige erst nach Weihnachten, so ist ein später Frühling prophezeit Mit den mitgebrachten Barbara-Zweigen sollte man in der Christnacht etwaige Hexen in der Kirche wahrnehmen können. Auch der Johannistag machte den Kirschzweig nach einem Aberglauben zu einem magischen Instrument, mit dem man Hexen in der Kirche erkennen könne. Adventsbräuche:Hier geht es vor allem um Liebes-Orakel. Werbung
Schreibt etwa ein Mädchen den Namen ihres Verehrers auf den Zweig und er blüht an Weihnachten, so wird sie geliebt, blüht er nicht, so ist sie, nach diesem Aberglauben, keine Jungfrau mehr. Werden mehre Zweige mit Verehrernamen beschriftet, heiratet das Mädchen denjenigen, dessen Zweig zuerst blüht. Aus der Menge der Blüten wird auf die Nähe der Hochzeit geschlossen. In der Thomas-Nacht, am 21. Dezember gingen Mädchen zu einem Kirschbaum und schüttelten ihn, während sie einen Spruch aufsagten. Das Bellen eines Hundes sollte die Richtung anzeigen, aus der ihr Zukünftiger kommen würde. Kirschen, das gesunde ObstObwohl viele Bräuche nicht mehr praktiziert werden, und abergläubische Praktiken zur Vergangenheit gehören, hat der Kirschbaum uns auch heute noch viel zu bieten. Sein Holz gilt als wertvoll und wird gern zur Möbelherstellung genutzt. Seine Früchte schmecken lecker und sind beliebt bei alt und jung. Sie werden zu Desserts, Kuchen und Marmeladen verarbeitet. Die Kerne in einem Säckchen erwärmt, gelten als wohltuend bei Verspannungen. Das Öl der Kirschkerne pflegt empfindliche Haut in kosmetischen Anwendungen. Aus den Blüten kann man ein aromatisches Öl für die Hautpflege herstellen oder man kann sie in Gesichts-Masken einarbeiten. Den wertvollen Inhaltsstoffen haben Wissenschaftler nachgespürt. Vor allem Vitamine und Mineralstoffe bergen gesundheitliches Potential. Einige Wirkungen konnten inzwischen belegt werden. Sauerkirschen, vielseitig und heilkräftigSauerkirschen besitzen neben Kalium und Folsäure vorwiegend die Vitamine A,B1, B2, C und E. Doch damit nicht genug. Sie gelten als reichhaltige Quelle wertvoller Anthozyane, den roten Pflanzenfarbstoffen. Diese Antioxidantien sind in der Lage zellschädigende Reaktionen zu neutralisieren. In der Kosmetik etwa nutzt man diese Wirkmechanismen um der Hautalterung entgegenzuwirken.
Letztendlich bewahrheitet sich einmal wieder der bekannte Gedanke des Sokrates: "Nahrungsmittel seien eure Heilmittel und Heilmittel seien eure Nahrungsmittel" Werbung
Wissenschaftliche Quellen:Inhibitory Effects of Tart Cherry (Prunus
cerasus) Juice on Xanthine Oxidoreductase Activity and its Hypouricemic and
Antioxidant Effects on Rats. Improved antioxidant and
anti-inflammatory potential in mice consuming sour cherry juice (Prunus Cerasus
cv. Maraska). Detection and quantification of the
antioxidant melatonin in Montmorency and Balaton tart cherries (Prunus cerasus).
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