Home Nach oben Brauchtum

 

Werbung

 

Die Stechpalme (Ilex aquifolium)

Namen der Stechpalme

Stechpalme bei unseren Vorfahren

Stechpalme im Brauchtum

Heilanwendungen mit Stechpalmen

Forschung an Stechpalmen

 

 

Stechpalmen in heimischen Wäldern

Stechpalme in Brauchtum und Tradition

Wenn es Herbst wird und die Blätter fallen, zeigt sich die Stechpalme in ihrer ganzen Pracht. Ihre immergrünen stachelbewährten Blätter bieten Schutz vor hungrigen Mäulern. Die ab Oktober gereiften Beeren leuchten in verführerischem Rot. Nicht zuletzt deswegen ist der Baum als Weihnachts-Deko so beliebt.

Stechpalmen waren  im atlantischen Europa einst weit verbreitet. Sie gedeihen in mildem Klima, können aber bei geschützter Lage an weniger geeigneten Standorten vorkommen.

 

Stechpalme und ihre Namen

Für die Stechpalme existieren viele volkstümliche Namen in unzähligen mundartlichen Varianten. Inzwischen hat sich der Name Stechpalme durchgesetzt. Er zeigt, ebenso wie die Bezeichnung Christdorn, Bezüge zur christlichen Symbolik.  Fromme Mythen berichten davon, dass die Dornenkrone Christi aus den Zweigen der Stechpalme gefertigt war. Das Blut, welches Jesus vergoss, findet seine Entsprechung in den roten Früchten.

Häufig und mit vielen Abwandlungen ist der Name Hülse zu finden, abgeleitet vom altdeutschen Wort hulst.  Als Beispiel seien Hülsstrauch, Hülshecke, Hülsenbusch oder ganz neckisch, Huschelbusch genannt.

Offenbar wuchsen früher vielerorts große Bestände der Stechpalme. An entsprechenden Ortsbezeichnungen lässt sich die einst weite Verbreitung noch heute ablesen. So finden sich etliche Ortsnamen, beispielsweise Hülsede, Hüls, Hüllhorst, Hülsenbusch und Hülscheid, die darauf hindeuten.

Im Englischen, wo die Stechpalme eine traditionell wichtige Pflanze im weihnachtliche Brauchtum darstellt, trägt sie den Namen Holly. Trotz des engen Bezuges zur Weihnachtszeit, erhielt Holly ihren Namen nicht von "Holy". Tatsächlich geht der Name auf das Altenglische holegn zurück, mit Variationen im Altnordischen als hulfr, französisch als houx und und dem deutschen hulst.

 

Stechpalmen im Brauchtum

Vorchristliches Treiben

Im Altertum, einer Zeit, da Magie als real angesehen wurde, galten immergrüne Gewächse unseren Vorfahren als etwas Besonderes. Man vollführte magischen Rituale, um sich mit den mächtigen Pflanzengeistern zu verbünden. Heilige Zeremonien begleiteten ihre Ernte, so wie es etwa von der Mistel überliefert ist.

In der keltische Mythologie waren der "Eichenkönig" und der "Stechpalmenkönig" Zwillinge, die in einem endlosen Kampf um die Vorherrschaft gegeneinander antraten. Sobald sich die kalte Jahreszeit näherte, beobachteten die Kelten, wie die immergrünen Stechpalmenbäume, die bisher unter den grünen Eichen versteckt waren, jetzt in einer ansonsten kargen Landschaft hervorstachen. Der "Holly King" galt am Ende des Jahres als Sieger dieser Auseinandersetzung, da die Eiche alle ihre Blätter abgeworfen hatte und als Zeichen der Niederlage quasi nackt da stand.

Werbung

 

Die Kelten betrachteten Stechpalmen als Symbol für Fruchtbarkeit und ewiges Leben. Nach ihrem Glauben würde das Fällen eines Stechpalmenbaums Pech bringen. Andererseits galt das Aufhängen der Pflanze im Haus, als Garant für Glück und Schutz. Man hielt Stechpalmen auch für geeignet, Häuser vor Blitzeinschlägen zu schützen.

Für die Römer gehörte die Stechpalme zu Saturn, dem Gott der Landwirtschaft und Ernte. Sie schmückten ihre Hallen während der Saturnalien-Feste mit den fruchtenden Zweigen.

 

Christliche Fortführung alter Traditionen

Die Christen behielten viele Traditionen aus keltischer und römischen Zeit bei und passten das Brauchtum dem neuen Glauben an.

In der Weihnachtszeit schmückte man Kirchen, Haus und Ställe mit den immergrünen Zweigen. Sie sollten Glück bringen und Unheil abwehren.

Selbst in christliche Mythen fand die Stechpalme Einzug. So behauptete man etwa, dass das Kreuz, an dem Jesus gekreuzigt wurde, aus ihrem Holz bestand. Nach einer anderen Legende entsprossen Stechpalmen genau dort, wo Jesus entlang schritt.

Es war weihnachtlicher Brauch, Kamine mit Besen aus Stechpalm-Zweigen zu kehren, da diese als Ein- und Ausgang für Geister und Ahnen galten. Durch das Fegen mit einem solch zauberkräftigen Besen wurde der Kamin nicht nur vom Ruß befreit, sondern auch von den bösen Geistern, die an ihm hafteten.

Auch ohne besonderen Bezug hielt sich diese durchaus praktische Anwendung der Stechpalme. Wegen der Nutzung als Kamin-Besen nennt man sie noch heute mancherorts Schornsteinfegerkraut.

Aus dem Englischen ist der Aberglaube überliefert, dass der Herr eines Hauses im folgenden Jahr das Sagen hat, sofern die Stechpalme für den Weihnachtsschmuck mit stacheligen Blättern bewehrt ist. Besitzt sie aber glatte Blätter, so hieß es, wird die Frau herrschen.

 

Die Stechpalme als Heilpflanze

Die Verwendung von Ilex zu Heilzwecken kannte man bereits im Altertum. Beschrieben wurden Anwendungen der Blätter gegen Gelenkkrankheiten, die Beeren gegen Ruhr, Gallenleiden, Verdauungsbeschwerden und Frauenkrankheiten.

In den Aufzeichnungen des Mittelalters fehlt die Aufzählung der Stechpalme als Heilpflanze, oder sie wurde möglicherweise nicht als solche erkannt. Alte Pflanzennamen erschweren oft die genaue Zuordnung, ebenso wie wage formulierte Heilanwendungen.

In später verfassten Kräuterbüchern finden sich schließlich Einträge zu Ilex aquifolium. Häufig genannt wird die Anwendung gegen Seitenstechen, bei Husten, äußerlich bei verrenkten Gliedern und harten Beulen, Gicht und Rheumatismus.

Verwendung in der Volksmedizin

Die Stechpalme gilt als giftig in allen Teilen. Dennoch gebraucht man Beeren, Blätter und Rinde seit langem in der Volksheilkunde. Beschrieben ist die Anwendung bei Lungenleiden, sowie bei Fieber in Folge von Lungenentzündung, Pleuritis, Appendizitis, Scharlach, Typhus und Masern. Früher galt die Stechpalme als wirksam gegen das Marschenfieber, wurde jedoch später durch andere Mittel, etwa die China-Rinde, ersetzt.

Wechselfieber, die Malaria Europas

Ilex aquifolium galt in vorchristlicher Zeit als eine hochverehrte Pflanze. Inzwischen ist sie in die Bedeutungslosigkeit abgeglitten, doch weshalb?

Offenbar gab es wirksamere Mittel gegen all die Krankheiten, statt der Stechpalme. Doch wie sah es mit dem Wechselfieber aus? Einem Leiden, welches im Europa des Mittelalters zu den häufigsten Erkrankungen gehörte.

Dass die China-Rinde hier bevorzugt wurde, führte in früherer Zeit zu einigen Spekulationen. In der "Enzyklopädie der Volksmedicin" des Georg Friedrich Most finden sich folgende Gedanken:

"Die Stechpalme, ein einheimisches Gewächs, das wegen seiner heilkräftigen Eigenschaften seit den ältesten Zeiten in Europa bekannt war, aber durch teure ausländische Mittel nach und nach verdrängt wurde, können wir als ein äußerst wirksames Mittel gegen sogenannte kalte oder Wechselfieber nicht dringend genug empfehlen. Ein französischer Arzt, der es während der Feldzüge in Deutschland vom gemeinen Mann häufig anwenden sah, entriss es zuerst der unverdienten Vergessenheit und veranlasste mehrere Kollegen, dessen Wirksamkeit zu erproben. Auf solche Weise gelangte man zu vielen günstigen Erfahrungen, darunter schwere Fälle, wo China und Chinin lange vergeblich gebraucht, ja manche wegen beständiger Rückfälle schon für unheilbar erklärt waren. Die Stechpalme half jedesmal; es bedurfte oft nur einer, zuweilen zwei, höchstens vier Gaben in der fieberfreien Zeit, und nur ein einziges Mal sah man einen Rückfall erfolgen." und

„Allein weil nichts oder nur wenig damit zu verdienen, fällt es nach und nach der Vergessenheit wieder anheim, man zahlt lieber jährlich Hunderttausende an gewinnsüchtige Ausländer..."

An der Chinarinde verdienten vor allem die Jesuiten, die zugleich eifrige Verfasser und Übersetzer von medizinischen Schriften waren. Schon damals sehr einflussreich, setzten sie etwa durch, dass die von ihnen vertriebene Schokolade, eine Handelgut der neuen Welt, als Fastenspeise erhalten blieb. Ob ihre medizinischen Schriften Anteil am Vergessen des alten Fiebermittels hatten?

Wie auch immer, insgesamt könnte es interessant sein, die Wirksamkeit von Ilex aquifolium gegen das Wechselfieber wissenschaftlich zu bewerten.

 

Verwendung in der Kosmetik

Aus der Stechpalme gewinnt man verschiedene Präparate, die in der Hautpflege zum Einsatz kommen.  Sie stammen zumeist aus den Blättern aber auch Blütenwässer sind im Angebot. Einige Kosmetikfirmen setzen diese Wirkstoffe inzwischen ein. Doch bisher finden sich wenige Produkte mit Ilex aquifolium-Extrakten, wie etwa dies:

Werbung

Zur Haarpflege eignet sich das aus den Blättern gewinnbare Wachs, wie aus bereits eingereichten Patenten zu entnehmen ist.

 

Wissenschaft und Forschung

Die Stechpalme ist offenbar kein Liebling der Forscher. Studien, die ihre Wirkungen zum Thema haben, sind dünn gesät. Nur wenige Untersuchungen wurden mit der stacheligen Pflanze durchgeführt.

Immerhin gesteht man ihr ein gewisses Antikrebs-Potential zu. Schon vor längerem entdeckte man antientzündliche Wirkungen, was sich im Prinzip mit entsprechenden Anwendungen der traditionellen Medizin deckt.

Die Samen etwa sind nicht einfach nur giftig, sondern zugleich reich an Antioxidantien. Sie stehen im Fokus der  Anti Aging Forschung.

Dennoch ist das Wissen über "Ilex aquifolium" außerordentlich spärlich. Zeit, sich dieser bisher unterschätzten Pflanze zu widmen.

Werbung

 

Wissenschaftliche Belege

In vitro anticancer potential of tree extracts from the Walloon Region forest.
Frédérich M, Marcowycz A, Cieckiewicz E, Mégalizzi V, Angenot L, Kiss R.

Antioxidant phenylacetic acid derivatives from the seeds of Ilex aquifolium.
Nahar L, Russell WR, Middleton M, Shoeb M, Sarker SD.

Ilex aquifolium: protection against enzymatic and non-enzymatic lipid peroxidation.
Müller K, Ziereis K, Paper DH.

 

 

Partnerseiten:

Natur & Kosmetik

ideenbord.blogspot.com

 

Nach oben

Impressum   Datenschutz