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Mistel, Zauberkraut und Heilpflanze(Viscum album)
Die Mistel, eine sagenumwobene Kultpflanze Die Mistel als alte Heilpflanze
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Wissenschaftliche Arbeiten zur Wirkung von Mistelkraut
Misteln trifft man recht häufig in der Natur. Besonders leicht lassen sie sich im Winter entdecken, wenn die Bäume ihre kahlen Äste zum Himmel strecken. Was auffällt, ist ihr saftiges Grün, welches sich vom tristen Graubraun des Wirtsbaumes deutlich abhebt. Werbung Schon die bloße Tatsache, dass die Mistel scheinbar unbeeindruckt vom Wechsel der Jahreszeiten in Saft und Kraft steht, machte sie bereits für unsere Vorfahren zu etwas Besonderem. Die Mistel, eine alte KultpflanzeMisteln galten unseren Ahnen als heilig und kostbar. Besonders die auf Eichen wachsende Mistel hatte es ihnen angetan. So zumindest berichtete es Gaius Plinius Secundus Maior in der Naturalis historia, seinem enzyklopädischen Werk über Naturwissenschaften. Er war römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter und trug in beachtlichen 37 Bänden das Wissen seiner Zeit zusammen. Dort ist die inzwischen oft zitierte Zeremonie beschrieben, welche die keltischen Druiden begingen, wenn sie die seltene Eichenmistel feierlich ernteten. Man geht heute mehrheitlich davon aus, dass Plinius dieses Ritual nie persönlich beobachtet hatte, sondern für die Schilderung zeitgenössische Quellen nutzte. Ob es daran liegt, dass die Benennung, um welche Pflanze es sich dabei konkret handelte, nicht eindeutig ist? Zur Diskussion stehen die weißbeerige Mistel (Viscum album) und die Riemenblume (Loranthus europaeus). Tatsächlich kann diese Frage bis zum heutigen Tage nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Doch mehrheitlich geht man von der weißbeerigen Mistel aus. Die Mistel als alte HeilpflanzeDen Druiden-Ärzten der Kelten galt die Mistel als wichtigstes Heilmittel. Als Bindeglied zwischen Himmel und Erde konnte man mit ihrem magischen Elixier Leiden der Seele und des Körpers gleichermaßen lindern. Weit verbreitet in der Volksmedizin war etwa die Nutzung als Arznei gegen Epilepsie. Auch Unfruchtbarkeit von Frauen und Vieh behandelte man mit Mistelpräparaten. Aus diesen Anwendungen erwuchs im Laufe der Jahrtausende neben einem reichen Brauchtum ein vielfältiges abergläubisches Treiben. Die Mistel in der SagenweltDie unerklärbaren Heilkräfte von Pflanzen spiegeln sich oft in Sagen und Märchen wieder. Durch ihre stärkenden Wirkungen erschienen sie den Menschen, die oft an Hunger oder unter Krankheiten litten als magische Geschöpfe. So bedienen sich die Protagonisten alter Mythen oft magischer Kräuter, die ihrem Handeln die entscheidenden Impulse verleihen. Werbung Die Erwähnung der Mistel etwa findet sich in nordischen Sagen ebenso, wie in der antiken Mythologie. Meist erscheint sie als Helfer, doch sie besitzt auch eine unheilvolle Seite. In Vergils Aeneis hilft die Mistel dem Helden bei seiner Reise in die Unterwelt. Nach der nordischer Sage hingegen bringt eine Mistel dem Lichtgott Baldur den Tod. So heißt es in der Edda:
Misteln im BrauchtumMisteln galten früher als wichtige Frauenpflanzen. So ist es kein Wunder, dass verschiedene Rituale die Fruchtbarkeit fördern sollten und der Partnersuche dienten. Viele der überlieferten Bräuche zeigen die Nutzung des Mistelkrautes als sympathisches Mittel. Diese Anwendungen verbanden die Heilwirkung der Pflanze, mit dem Schutz vor den als Krankheitsursache vermuteten bösen Geistern. Liebe und FruchtbarkeitEin bekannter und noch heute praktizierter Weihnachts-Brauch stammt aus England, wonach jedes Mädchen, dass man unter dem aufgehängten Mistelzweig antrifft, sich küssen lassen muss. Nicht ohne Grund hat sich dieser Brauch bis heute gehalten. Denn es heißt: "No mistletoe, no luck " (ohne Mistelzweig kein Glück). Auch dem Vieh wollte man unter Zuhilfenahme der Mistel zu mehr Fruchtbarkeit verhelfen. Üblich war es einst in England, der ersten nach Neujahr kalbenden Kuh vom Weihnachts-Mistelzweig etwas ins Fressen zu geben. Im französischen Jura begaben sich die Mädchen, die heiraten wollten, in der Mainacht an den Fuß eines Felsens, in dem eine Hexe vermutet wurde und legten einen Mistelzweig nieder. Werbung Mistel als SchutzpflanzeFrüher galten Misteln als wichtigstes Mittel gegen Epilepsie, da sie in luftiger Höhe wuchsen. Für heilkräftig hielt man sie jedoch nur, wenn sie bei der Ernte die Erde nicht berührten. Misteln von Eichen hatten einen Ruf als besonders wirksame "Fraisenkräuter" (Krampfkräuter). Eine in Gold gefasste Eichenmistel trug man im l6. JH als Schutz gegen Epilepsie und Zauber jeder Art bei sich. Schon in der Antike wurde ein Wein-Aufguss der Mistel dem kranken Vieh in die Nase eingegossen. Als Ursache vieler Krankheiten vermutete man einst teuflisches Treiben und Hexenwerk. So galt mit Bier abgekochte Mistel als wirksamer Schutz gegen bezaubertes Vieh. Misteln sagte man nach, dass sie vor Dieben schützen und Schlösser sprengen könnten. Häufigen Gebrauch fand die Mistel als Abwehrschutz gegen böse Geister. In Haus und Stall aufgehängt und unter das Dach gesteckt, sollte sie die Blitzgefahr bannen und Unglück fernhalten. Was einst Plinius anschaulich beschrieb, fand inzwischen Bestätigung durch archäologische Funde in altgermanischen Siedlungen. Mistel als GlücksbringerMistel galt allgemein als Glücksbringer. Zu Weihnachten bahnte sich unter dem Mistelzweig das Liebesglück an. Beliebt waren Mistel-Amulette, oft in Gold gefasste Beeren, die man ständig bei sich trug. Weit verbreitet war der Aberglaube, dass die Mistel fähig sei Schätze aufzuspüren oder anzuzeigen. Dabei hieß es, so hoch wie die Mistel wächst, so tief müsse man graben. Heilanwendungen der MistelIn der Volksmedizin galt die Mistel seit je her als wichtige Heilpflanze. Bei der Wahl der Droge unterschied man, von welcher Wirtspflanze die Mistel stammt. Häufig anzutreffen sind etwa Apfel-Misteln, Birnen-Misteln, Tannen-Misteln, um nur einige zu nennen. Auf manchen Bäumen siedeln sie selten, etwa auf Eichen. Das macht die Eichenmistel besonders begehrt. Ganz neue Dimensionen nahm ihr Gebrauch an, als der Anthroposoph Rudolf Steiner sie als Mittel gegen Krebs empfahl. Basierend auf seinen Überlegungen entwickelte man ein wässriges Mistelpräparat zur Injektion. Damals wie heute ist die Anwendung umstritten. Zahlreiche Studien belegen zwar die verbesserte Lebensqualität während einer Krebstherapie, doch diese Ergebnisse gelten wiederum etlichen Wissenschaftlern als zweifelhaft. Immerhin bewertete die ehemalige Kommission E des Bundesgesundheitsamtes die Anwendung von Mistelkraut zur Palliativtherapie im Sinne einer unspezifischen Reiztherapie bei malignen Tumoren positiv. Mistel gilt als wichtiges Mittel in der Homöopathie. Zu den Hauptanwendungsgebieten zählen Herz-Kreislauferkrankungen, etwa Bluthochdruck (Hypertonie) oder Arteriosklerose, der schon im Altertum erwähnte Einsatz gegen Epilepsie und Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Als Mittel für das Nervensystem soll ein Extrakt Kopfschmerzen mit Schwindel lindern. Die moderne Phytotherapie setzt die Mistel bei Bluthochdruck ein. Äußerliche Anwendung findet die Mistel in Form von Umschlägen bei Krampfadern oder Geschwüren an den Beinen. Werbung Traditionelle Anwendungsbereiche innerhalb Volksmedizin basieren auf ärztlicher Erfahrungsheilkunde, deren Wirksamkeit bisher kaum in wissenschaftlichen Studien bewiesen wurde. Wissenschaftliche Arbeiten zur Wirkung von MistelkrautGroßes Interesse seitens der Forschung besteht zur Frage, ob Mistel tatsächlich gegen Krebs wirkt. Doch Krebs tritt in verschiedenen Formen auf, entwickelt sich an unterschiedlichen Körperstellen und zeigt sich mal mehr, mal weniger aggressiv. Die Mistel enthält verschiedene, biologisch aktive Substanzen. Deren chemische Zusammensetzung kann allerdings je nach Erntezeitpunkt, Art des Wirtsbaumes und Herstellungsprozess variieren. Das hat Einfluss auf die beabsichtigte Wirkung und erschwert die Bewertung der vorliegenden Studien. Dennoch zeichnet sich ab, dass einige Krebsarten durchaus auf Mistel-Wirkstoffe ansprechen. Neuere Studien deuten an, dass die Mistel-Anwendung etwa das Leben von Brustkrebs-Patienten verlängern kann und die Begleiterscheinungen während der Therapie mildert. Eine aktuelle Übersichtsarbeit aus 2017 fasst Ergebnisse verschiedener Studien zu unterschiedlichen Krebsarten anschaulich zusammen:
Mistletoe Extracts (PDQ®):
Health Professional Version.
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