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Weiße Seerosen, mittelalterliche Lustkiller

Nymphaea alba

 

Namen der Seerose

Seerosen als traditionelles Heilmittel

Seerosen im Brauchtum

Seerosen als sympathische Medizin

Seerosen in Hautpflege und Kosmetik

Seerosen in der Forschung

 

Im Uferbereich intakter Gewässer kann man sie noch finden - die weiße Seerose. Sie zählt zu den etwa 50 weltweit vorkommenden Arten der Gattung Nymphaea. Die wohlriechenden, großen, weißen Blüten mit einer goldfarbenen Mitte, erscheinen den gesamten Sommer über, von Juni bis September.

Seerosen im BrauchtumDie Seerose ist in allen Teilen giftig. Dennoch, einst galt sie als Heilpflanze. Viele Sagen thematisieren ihr geheimnisvolles Wesen.

Namen der Seerosen

Die weiße Seerose wird im Volksmund auch als Wasserlilie bezeichnet, obwohl sie botanisch nicht zu den Lilien zählt. Oft nennt man sie Teichrose, seltener Teichmummel. Mummel ist der volkstümliche Name der gelben Seerose, die wegen ihrer kleinen gelben Blüte leicht von der weißen Seerose unterschieden werden kann.

Seerosen als traditionelles Heilmittel

Bei Plinius etwa ist zu lesen, dass bei Einnahme der Blüten und Samen als »Medizin« zwölf Nächte lang keine wollüstigen Träume aufkommen würden. Der griechische Arzt Dioscurides rät: »Die Wurzel ist auch gut, getruncken, wider die unkeuschen Träume, denn sie schafft sie gänzlich ab; bringt aber, etliche Tag davon getruncken, den Menschen von seiner Männlichkeit.«  Interessantes findet sich im Kräuterbuch des Leonhardt Fuchs: »Die wurtzel des ersten geschlechts der Seeblumen in wein gesotten und getruncken / ist denen gut so den bauchfluß und die roten rhur haben«

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Wegen ihrer antaphrodisischen Wirkung soll sie, vor allem von der Geistlichkeit, gegen aufkeimende Fleischeslust und erotische Träume verwandt worden sein. Doch offenbar ist dies nur die halbe Wahrheit.

So fand ich im "Journal der Pharmacie" von 1811 den Hinweis, dass die Wurzel in der Bräune, im bösartigen Fieber und gegen Tripper eingesetzt werde. Die Weiber heißt es weiter, "bereiten aus ihr ein Sorbet gegen Schmerzen und die Liebeslust vermehrendes Mittel". Schaut man sich die Textstellen bei Plinius und Dioscurides an, so sehe ich hier auch keinen Widerspruch. Die allgemeine Verwendung als Keuschheitsmittel mag sich durchaus nur auf die männliche Lust bezogen haben, wurde aber in der Symbolik verallgemeinert.

Seerosen in der Volksmedizin

Die Volksheilkunde kannte äußerliche Anwendungen des Wurzelstockes für Waschungen, Bäder und Umschläge. Empfohlen wurden sie bei leichten Verbrennungen, entzündeten Wunden, Mund-Spülungen und Abszessen.

Auch zur inneren Anwendung wurde Tee aus dem Wurzelstock bereitet. Hier sollte er Kopfschmerzen, Husten sowie Erkrankungen der Harnwege vertreiben. Eine Abkochung aus den Blüten galt als beruhigend und wirksam gegen Ängste. Die Blüten einen Tag lang in Wein eingelegt, gab man gegen Nervosität.

Seerosen in Sagenwelt und Brauchtum

Die Farbe Weiß,  als Symbol der weiblichen Unschuld leitet sich von der weißen Seerose ab. Ihre weißen Blüten galten wegen ihrer antaphrodisierenden Wirkung, als Symbol der Reinheit und Keuschheit. Noch heute heiraten die meisten Frauen, dieser Symbolik folgend, in einem weißen Brautkleid.

Doch die als Nymphen bezeichneten Wasserwesen waren alles andere als unschuldig. Sie galten als Verführerinnen, die mit ihrem Zauber so manchen Neugierigen betörten und die Sinne verwirrten. Meist büßten diese Unvorsichtigen ihre Neugier mit dem Leben.

Ihnen gleich taten es die Nixen, sagenhaften Wesen der Wasserwelt. Auch sie zogen gelegentlich Unvorsichtige unter Wasser.

Der Volksglaube warnte davor, die Blüten der Seerosen zu pflücken, da sie Unheil bringen. Es hieß, sie seien die Seelen Ertrunkener. Die Blüten ins Haus zu bringen oder zu verschenken galt als Unglück bringend.

Doch andernorts scherte man sich nicht um diese Befürchtungen. Noch heute schmücken junge Mädchen nach sorbischem Brauch eine Krone mit Blüten aus Seerosen, Kornblumen, Rosen und Karthäuser-Nelken für das Johannisfest. Die Seerosen, vor Sonnenaufgang gepflückt, symbolisieren dabei die Verbindung zum Wasser.

Sympathie-Medizin

Getrocknete Seerosenwurzel an den Bettpfosten gehängt oder unter das Bett platziert, galt als krampflösendes Mittel. In der Schweiz kannte man sie daher auch unter der Bezeichnung "Krampf-Wurzel".

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In anderen Regionen hielt man sich eher von Seerosen fern, denn man unterstellte ihnen, Krätze zu verursachen. Mit diesem schlechten Leumund behaftet, ließ man sicher gern die Finger von der schönen Blume.

 

Seerose als Färbstoff

Im 19 Jh. avancierte die Wurzel der weißen und gelben Seerose zu einem begehrten Mittel zum Schwarzfärben von Stoffen. Auch zum Gerben von Leder nutzte man die Wurzel, welche mit zunehmendem Alter die dafür notwendigen Gerbstoffe anreichert.

Seerose als Nahrungsmittel

Obwohl die weiße Seerose als giftig gilt, diente ihre Wurzel in Notzeiten als Mehlersatz. Die noch junge Wurzel war in südlichen Ländern als Nahrung in Verwendung und Grundstoff für ein wohlschmeckendes Getränk. Auch das Vieh bekam Wurzel und Blätter als Futter vorgesetzt.

Seerosen Kosmetik

Seerosen in der Kosmetik

Auch in der Kosmetik nutzt man die Extrakte aus Blüten und Wurzel seit langer Zeit. Bereits im Hortulus Sanitatis ist zu lesen, dass ein Öl aus den Blüten die Flecken des Angesichts zu vertreiben mag.  Inzwischen weiß man, dass die Pflanze adstringierende und antiseptische Inhaltsstoffe birgt. So gelten Blütenextrakte und der Auszug aus den Wurzeln auch heute noch als pflegende Inhaltsstoffe für die Haut. Besonders die empfindliche Haut soll die Seerosen-Wirkstoffe gut vertragen.

Seerosen in der Forschung

Zwar ist die weiße Seerose kaum noch als Heilmittel in Gebrauch, doch die häufige Erwähnung in alten Kräuterbüchern hat die Neugier der Wissenschaft erweckt. Die traditionellen Anwendung als angstlösendes Mittel konnte, zumindest im Tierversuch, bereits nachgewiesen werden. Auch gibt es Hinweise auf eine leberschützende, antientzündliche Wirkung von Seerosen-Extrakten.

 

Wissenschaftliche Veröffentlichungen zu gesundheitlichen Wirkungen der weißen Seerose

Antikrebswirkungen der weißen Seerose

Anticarcinogenic effect of Nymphaea alba against oxidative damage, hyperproliferative response and renal carcinogenesis in Wistar rats.
Khan N, Sultana S.

Angstlösende Wirkung der weißen Seerosen

Anxiolytic activity of Nymphaea alba Linn. in mice as experimental models of anxiety.
Thippeswamy BS, Mishra B, Veerapur VP, Gupta G.

Leberschützende, antioxidative und entzündungshemmende Wirkung von Seerosenblättern

Profile of bioactive compounds in Nymphaea alba L. leaves growing in Egypt: hepatoprotective, antioxidant and anti-inflammatory activity.
Bakr RO, El-Naa MM, Zaghloul SS, Omar MM.

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